Zwischen Olivenhainen und uralten Wäldern, dort, wo die Ägäis ihre salzige Brise ins Gebirge trägt, tobt ein Kampf, der längst zum Sinnbild geworden ist: In den Kaz Dağları – jenem mythischen Bergland, das schon Homer als Schauplatz der Götterstreitigkeiten besang – wird seit Jahren Erde, Leben und Recht mit Füßen getreten. Während die türkische Regierung und die Cengiz Holding im Schulterschluss das Halilaga-Kupferminenprojekt erzwingen, schreit das Land. Und die Menschen wehren sich.

Das Halilaga-Kupferminenprojekt, eines der größten und umstrittensten Bergbauvorhaben der Türkei, soll auf einer Fläche von 1.800 Hektar realisiert werden. Geplant ist der Abbau von Kupfer, wofür nicht nur riesige Waldflächen gerodet, sondern auch giftige Zyanidbecken und bleiverseuchte Schlammhalden angelegt werden sollen. Das Projekt steht seit Jahren in der Kritik, da es das ökologische Gleichgewicht der Region massiv bedroht. Die lokale Bevölkerung und Umweltgruppen warnen vor den verheerenden Folgen: Die Mine würde das Trinkwasser für 180 Dörfer gefährden und seltene Arten wie die Troja-Tanne und den anatolischen Leopard bedrohen. Drei Dörfer – Kirazlı, Çamlıbel und Muratlar – müssten komplett abgerissen werden, um Platz für die Mine zu schaffen. Die Bewohner:innen dieser Dörfer, deren Familien seit Generationen in der Region leben, würden ihre Heimat verlieren.

Doch die Plünderung hört nicht auf. Kupfer ist zu einem der begehrtesten Rohstoffe der Welt geworden, nicht zuletzt durch den globalen Run auf „grüne“ Technologien. Ein E-Auto enthält fast dreimal so viel Kupfer wie ein herkömmlicher Verbrenner, und der weltweite Bedarf an dem Metall steigt ins Unermessliche. Dafür werden Wälder geopfert, Dörfer zerstört und ganze Ökosysteme vergiftet – während sich Konzerne und Regierungen mit Nachhaltigkeitsversprechen schmücken. Doch das ist keine grüne Zukunft, das ist Raubbau.

Diese Zerstörung bleibt jedoch nicht unbeachtet. Die Kaz Dağları Kardeşliği und Kazdağı Koruma sind beide wichtige Akteur:innen im Kampf für den Schutz der Kaz Dağları.

Kaz Dağları Kardeşliği ist eine breite Bewegung, die Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen zusammenbringt – von Landwirt:innen, die von den Olivenhainen der Region leben, bis hin zu Umweltschützer:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen. Diese Gruppe fokussiert sich stark auf kreative Aktionen, Musik und kulturelle Veranstaltungen, um die Aufmerksamkeit auf die Zerstörung der Region zu lenken. Ihr Ziel ist es, sowohl lokal als auch überregional Bewusstsein zu schaffen und die Öffentlichkeit zu mobilisieren. Sie setzen dabei auf eine breite, gesellschaftliche Bewegung, die durch kulturelle Ausdrucksformen und gemeinschaftliche Aktionen den Widerstand gegen die Bergbauprojekte stärkt. Es geht ihnen nicht nur um den Erhalt der Umwelt, sondern auch um die Wahrung der traditionellen Lebensweisen und die Förderung eines solidarischen Miteinanders.

Kazdağı Koruma hingegen verfolgt einen eher juristischen und politischen Ansatz. Diese Gruppe konzentriert sich hauptsächlich auf den rechtlichen Widerstand gegen Bergbauprojekte in der Region. Sie arbeiten eng mit Rechtsanwält:innen, Umweltorganisationen und lokalen Gemeinschaften zusammen, um rechtliche Schritte zu unternehmen und gesetzliche Regelungen zu beeinflussen. Ihr Fokus liegt auf der Schaffung von rechtlichen Barrieren, um die Zerstörung des Ökosystems durch Bergbau und andere Industrien zu verhindern. Kazdağı Koruma ist also stärker in der politischen Ebene aktiv und setzt sich für langfristige, rechtlich abgesicherte Lösungen ein, um die Natur der Kaz Dağları zu bewahren.

Erst vor wenigen Tagen hallten erneut Protestrufe durch die Wälder von Kirazlı. Menschen von Kaz Dağları Kardeşliği versammelten sich am 26. Januar erneut, um gegen die fortgesetzten Rodungen zu demonstrieren. Mit Trommeln, Gesang und Transparenten machten sie deutlich, dass sie nicht bereit sind, ihre Heimat für den Profit eines Konzerns zu opfern. Trotz der Kälte und der drohenden Repressionen zeigten sie ungebrochenen Widerstand – ein Zeichen der Hoffnung und der Entschlossenheit.

Dabei hatte das Oberste Verwaltungsgericht erst vor etwa zwei Wochen klargestellt: Der Minenbetrieb ist illegal. Doch Cengiz, das Unternehmen hinter dem Projekt, ignoriert die Entscheidung. Unter dem Deckmantel „Infrastruktur“ wird weiter gerodet – Tag für Tag verschwindet Wald, aufgerissen für Zyanidbecken und mit Blei verseuchte Schlammhalden.

Doch solange es Menschen gibt, die sich wehren, gibt es Hoffnung. Die Kaz Dağları Kardeşliği und Kazdağı Koruma sind der Sand im Getriebe der Zerstörung – eine Bewegung, die zeigt, dass Solidarität stärker ist als Profitgier. Gemeinsam können sie die Maschinerie zum Stillstand bringen, Baum für Baum, Protest für Protest.

Als Sand im Getriebe stehen wir solidarisch an der Seite der Kaz Dağları Kardeşliği und Kazdağı Koruma – im Kampf gegen die Zerstörung dieser einzigartigen Region und für den Erhalt der Lebensgrundlagen der dort lebenden Menschen und Tiere. Die Ausbeutung von Mensch und Natur für den Profit weniger geht überall weiter – doch überall gibt es auch Widerstand. Und dieser Widerstand wächst.

Denn die Kaz Dağları sind nicht nur ein Stück Land – sie sind ein Symbol für Widerstand, für Leben und für die Kraft der Gemeinschaft.

Ihr möchtet immer auf dem neuesten Stand bleiben? Dann schaut unbedingt bei den Instagram-Seiten der Kaz Dağları Kardeşliği und Kazdağı Koruma vorbei: