Was tun, wenn die Erde brennt?
Das Jahr 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Im selben Jahr fand in München die größte Automesse der Welt statt – die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA). Während diese Welt nicht mehr aufhören will zu brennen, haben VW & Co. ihren Beitrag zur Klimakatastrophe auf den schönsten Plätzen Münchens ausgestellt – 2,5 Tonnen Stahl, Lithium und Kobalt. Gleichzeitig sieht die Politik fast tatenlos zu, wie der Verkehrssektor die Klimaziele krachend reißt.
Diesem „Weiter so“ von Autoindustrie und Politik haben wir uns als Klimagerechtigkeitsbewegung im Rahmen der Proteste gegen die IAA 2023 entgegengestellt. Viele mutige Aktivist_innen haben mit bunten Aktionen gezeigt, dass es eine Welt nach dem Auto geben muss.
Auch wir als Sand im Getriebe haben mit unseren Aktionen im Rahmen der Kampagne BlockIAA einen Beitrag zu den Protesten geleistet. Bei unseren diesjährigen Aktionen war es uns besonders wichtig, aus den Erfahrungen der vergangenen Proteste rund um die IAA zu lernen. Mit einem veränderten Aktionskonzept haben wir erfolgreich Störaktionen auf den Open Spaces in der Münchner Innenstadt durchgeführt.
Doch dieses Jahr wollten wir uns nicht darauf beschränken, die IAA zu stören, sondern gingen in die Offensive. Mit unseren Körpern wollten wir dem unerträglichen Normalzustand der endlosen Autoproduktion etwas entgegensetzen. Dazu sind wir an den Ort der Zerstörung gegangen, nach Dingolfing, in das größte BMW-Werk Europas. Auch dort haben wir unser Aktionsziel ohne größere Repression erreicht und sind alle wohlbehalten wieder im Camp angekommen. Ob wir mit unserer Blockadeaktion einen wirklichen Produktionsstopp im Werk erreichen konnten, wissen wir leider nicht. Was wir aber wissen ist, dass wir in Bewegung geblieben sind, neue Aktionsfelder erschlossen und gezeigt haben, dass überall mit uns zu rechnen ist.
Hinter diesen Aktionen stehen viele Aktivist_innen, die sich mit ihren Körpern gegen die Zerstörung unseres Planeten gestellt, ihre Zeit in die Organisation gesteckt und in Mobiveranstaltungen das Feuer geschürt haben. Weniger sichtbar, aber genauso wichtig sind die Supportstrukturen vom Camp über die KüFA bis zur Gesa-Support. Gemeinsam haben wir diese Aktionen möglich gemacht! Danke euch! Ihr seid der Bruch im System, der die neue Welt durchscheinen lässt.
Überall Polizei, nirgendwo Personalausweise
Auch in diesem Jahr hat das Land Bayern die IAA mit einem riesigen Polizeiaufgebot begleitet. 4000 Polizist_innen waren für VW & Co abgestellt, um deren Greenwashing-Show zu ermöglichen.
Doch die Drohkulisse bröckelt: Bei den diesjährigen IAA-Protesten war zwar eine enorme Polizeipräsenz zu spüren, doch im Ernstfall schien die Polizei oft überfordert. Eine Vielzahl von Aktionen konnten ihre Aktionsziele erreichen, z.B. auch die großartigen Aktionen von NoFuture und SmashIAA sowie einige autonome Kleingruppenaktionen. Massenhaft konnten Aktivist_innen ihre Personalien verweigern – so wie unser Finger in Dingolfing.
Daraus können wir Kraft für die kommenden Proteste in Bayern schöpfen, denn diese Erkenntnisse eröffnen uns neue Handlungsspielräume. Es scheint, dass auch in Bayern nur mit Wasser gekocht wird!
Nach der Aktion ist vor der Aktion
Trotz akribischer Planung der Aktionen konnte leider nicht ganz verhindert werden, dass einzelne Aktivist_innen von Repressionen betroffen sind. Doch anstatt uns einschüchtern zu lassen, stehen wir als Bewegung zusammen! Gemeinsam werden wir der Repression widerstehen und uns umeinander kümmern. Bei uns ist niemand allein! Wir rufen daher dazu auf, sich bei unserer Legal-Strukturen (legal[at]sand-im-getriebe.mobi / PGP-Key) zu melden, wenn im Zusammenhang mit den Aktionen rund um BlockIAA 2023 Post erhalten habt.
Der Kampf gegen Repression muss als Teil unseres Kampfes für ein gutes Leben für alle verstanden werden. Das System Auto ist kriminell, nicht der Protest für eine bessere Welt. VW & Co. gehören auf die Anklagebank, weil die Autoindustrie nicht nur unsere Umwelt verpestet, sondern mit der Scheinlösung E-Mobilität nun auch noch die Lebensgrundlagen dort zerstört, wo der von ihr verursachte Klimawandel bereits am deutlichsten zu spüren ist. Volker Wissing sollte vorgeladen werden, weil er und sein Autoministerium außer Panikmache durch drohende Fahrverbote keine notwendigen und ambitionierten Schritte in Richtung Klimaschutz unternehmen. Die Stadt München sollte Sozialstunden ableisten müssen, weil sie die Greenwashing-Show IAA chauffiert.
Nur wenn wir auch in Zeiten der Repression zusammenstehen, können wir als starke Bewegung dem Normalzustand entgegentreten. Denn es geht um mehr als Klimaschutz!
Deshalb kämpfen wir weiter für eine sozial-ökologische Mobilitätswende und ein gutes Leben für alle! Wir freuen uns auf die nächsten Proteste und Aktionen mit euch – in München und überall!
Eure Sandkörner von Sand im Getriebe