21. Februar 2020

Am Abend des 20. Februar genehmigte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg die Weiterführung der Rodungsarbeiten in Grünheide, um einen zügigen Baubeginn der neuen Giga- Factory von Tesla zu ermöglichen. Schon heute Morgen meldeten sich erneut Baumpirat*innen aus den Wipfeln des Waldes, welcher damit bereits zum zweiten Mal besetzt wurde. In einer Pressemitteilung der ersten Besetzung heißt es: „Individualverkehr kann nicht die Lösung sein, egal mit welchem Antrieb!“ Dies spiegelt auch die Sichtweise von Sand im Getriebe wider, weshalb wir uns hiermit solidarisch erklären mit den emanzipatorischen Protesten gegen die geplante Fabrik.

Seit letztem Jahr kämpft Sand im Getriebe für eine radikale Verkehrswende. Wir wollen lebenswerte Städte und Dörfer, in denen gerechte Mobilität für alle durch Vorrang für Rad- und Fußverkehr sowie durch einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ermöglicht wird. Die verfehlte Verkehrspolitik der letzten Jahrzehnte hat zu einer Abhängigkeit vom privaten PKW geführt, die überwunden werden muss. Wir glauben nicht, dass gewinnorientierte Unternehmen der Autoindustrie die Akteur*innen einer solchen ‚Mobilitätsrevolution‘ sein können, während sie selbst am Status-Quo verdienen. An dieser Position ändert auch das vermeintlich ‚grüne‘ Mäntelchen Teslas nichts.

Zwar hat Tesla durchaus Pionierarbeit im Bereich der E-Mobilität geleistet und könnte sein Wissen nun für den Bau von elektrisch betriebenen, gemeinschaftlich genutzten Verkehrsmitteln einsetzen und zur Verfügung stellen. Stattdessen setzt das Unternehmen weiterhin auf übermotorisierte, schwere Limousinen und SUVs, mit denen sich erfahrungsgemäß mehr Profit erzielen lässt. Die geplante Massenproduktion von jährlich 500.000 „Model 3“ bzw. „Model Y“ in Grünheide zielt auf den Markt der gehobenen Mittelklasse ab. Damit reproduziert Tesla das Problem des uneingeschränkten Individualverkehrs, der Unmengen an Energie und Ressourcen verschlingt und unsere Lebenswelt zerstört. Anstatt einen Weg in Richtung nachhaltige, geteilte Mobilität zu weisen, wird mit dem Wechsel zum E-Antrieb nur der Ist-Zustand um ein paar Jahre verlängert und eine echte Verkehrswende weiter verzögert.

Dazu unsere Pressesprecherin Marie Klee: „Die Förderung von E-Mobilität alleine bringt uns auf dem Weg in eine klimagerechte Zukunft keinen Schritt weiter. Solange an der Idee des Privat-Pkw festgehalten wird, bleiben alle Probleme des autozentrierten Verkehrssystems erhalten. Durch den Umstieg auf eine nur lokal emissionsfreie Antriebsform werden weder globale Macht- und Herrschaftsstrukturen noch das Wachstumsdogma hinterfragt. Vielmehr wird so die Illusion genährt, nun mit gutem Gewissen fröhlich so weitermachen zu können wie bisher!“

Eine Verkehrswende, die ihren Namen verdient, muss zu einer drastischen Senkung des Ressourcenverbrauchs im Verkehrssektor führen. Sie ist daher nur in Kombination mit einem grundlegenden Umbau unserer Produktions- und Lebensweise zu erreichen. Anstatt darauf zu vertrauen, dass Konzerne wie Tesla irgendwann ihr sozial-ökologisches Gewissen entdecken, fordern wir weiterhin entschiedene Schritte in Richtung einer gerechten, zukunftsfähigen Mobilität. Tesla will uns eine reine Antriebswende als ‚Verkehrswende‘ verkaufen. Darauf fallen wir nicht herein – und lehnen daher den Bau der Fabrik in Grünheide ab!