Rund um Lithiumgewinnung und Aktivismus im Globalen Süden

In diesem Jahr ist ein Schwerpunkt für uns -Sand im Getriebe- im Zusammenhang mit den Protesten gegen die IAA, die kolonialen Praktiken innerhalb der Produktionsketten der deutschen Autoindustrie aufzuzeigen und zu kritisieren. Wir fordern eine Vergesellschaftung der Automobilindustrie, eine Umstellung der Produktion auf Busse und Bahnen und faire Produktionsketten.

Wir rufen dazu auf, Aktivist*innen im Globalen Süden zu unterstützen, die direkt von der Ausbeutung der deutschen Autoindustrie betroffen sind!

In diesem Artikel erklären wir auf einfache Art und Weise, wie der Abbau von Lithium mit der deutschen Autoindustrie zusammenhängt, warum diese Praktiken neokolonial sind und wie Aktivist*innen im Globalen Süden Widerstand gegen den Lithiumabbau leisten. Außerdem findet ihr am Ende des Artikels weitere Informationen und Vorschläge, wie ihre euch an der Unterstützung des Widerstands beteiligen könnt.

Was hat der Abbau von Lithium mit der deutschen Autoindustrie zu tun?

Lithium ist entscheidend für die großen Batterien von E-Autos und dazu braucht es sehr viel Lithium.

Vor kurzem hat die EU beschlossen ab 2035 nur noch E- Autos zuzulassen und die Automobilindustrie bewirbt seit einigen Jahren die Produktion von Millionen von Elektroautos.Da sich die Nachfrage nach Lithium aufgrund der steigenden Produktion von Elektrofahrzeugen um 25-35 % pro Jahr erhöht, haben die großen Autokonzerne ein Interesse an möglichst vielen neuen Lithiumabbauorten. Der billigste Weg für die Autokonzerne und die EU an Lithium zu kommen, besteht darin, Handelsabkommen mit Ländern des globalen Südens zu schließen. Seit kurzem hat die deutsche Autolobby ein besonderes Interesse an der Lithiumgewinnung in der Atacama-Wüste in Chile und im Nordwesten Argentiniens. Dort wird Lithium in Salzseen aber auch Kupfer abgebaut. Dadurch verdunstet das Wasser dieser trockenen Region und wird stattdessen für die Lithiumgewinnung genutzt. Das bedeutet, dass kein Wasser für die Menschen, Tiere, die Landwirtschaft und den natürlichen Lebensraum übrig bleibt.

Warum sind diese Praktiken neokolonial?

Das Wasser, das für das Überleben von Tausenden von Menschen notwendig ist, wird ihnen gestohlen und zwar für den überflüssigen Luxus Einzelner in Deutschland neue Autos zu fahren.

Diese Ausbeutung der Ressourcen im Globalen Süden ist nur aufgrund der kolonialen Geschichte möglich und wurde vom Globalen Norden in eine Diskurs von „Entwicklungshilfe“ überführt. In der globalisierten Wirtschaft sehen viele Regierungen des Südens keine andere Möglichkeit, ihr Land zu versorgen, als nach den Regeln des globalen Nordens zu spielen. Durch die Sicherung von Verträgen mit Chile und das Vorantreiben der Modernisierung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Chile, unterstützen die deutsche Regierung und die EU die Autokonzerne bei der Ausbeutung von Menschen und Natur – und vernachlässigen dabei ihre Versprechen, die Rechte Indigener Menschen zu bewahren.

In Südamerika gehört das Land, das an private Unternehmen verkauft wird, oft der indigenen Bevölkerung – wie im Fall des Lithiumabbaus in Argentinien und Chile! Dies ist eine Fortführung kolonialer Machtverhältnisse, in der Minderheiten den hohen Preis für den Abbau von Ressourcen zahlen müssen, von denen andere profitieren.

Wie leisten Aktivist*innen im Globalen Süden Widerstand?

Viele Aktivist*innen im Globalen Süden setzten sich seit Jahrhunderten bis einschließlich heute gegen die Ausbeutung durch den Globalen Norden ein! Ein Beispiel ist der Widerstand von Aktivist*innen in Chile, Argentinien und Bolivien, die gegen den Lithiumabbau durch deutsche und weitere Autokonzerne kämpfen.

Im Netzwerk OPSAL (Verlinkung: https://salares.org/) versuchen indigene Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen und Forscher*innen aus diesen Ländern, den Abbau in den Salzseen der Anden ganz zu stoppen.

In den letzten Wochen demonstrieren in der argentinischen Provinz Jujuy immer wieder Hunderte von Menschen und kämpften mit ihrem Körper und ihren Stimmen für ihr Leben und ihre Landflächen. Aktivist*innen im globalen Süden sind oft mit harter Repression konfrontiert. Bei solchen Protesten werden auch Aktivist*innen getötet – und dennoch kämpfen sie für ihr Überleben und ihre Zukunft.

Wo kann ich mehr Informationen finden und was kann ich tun?

Wir sind nicht die Expert*innen für dieses Thema, aber die Aktivisten von OPSAL sind es!

Mehr Informationen und einen Film über die Lithiumausbeutung in den Anden findet ihr auf der Website von OPSAL: www.salares.org

Informations- und Bildungsmaterial auf Deutsch, Englisch und Spanisch bekommt ihr hier: www.formandorutas.tech/de/

Ein neuer Film über den Aktivismus gegen den Lithiumabbau in Chile und Serbien wird auf dem System Change Camp und auch im September auf dem Mobilitätswendecamp gegen die IAA gezeigt!

Es ist wichtig, neokoloniale Praktiken und vor allem den Widerstand der davon betroffenen Menschen sichtbar zu machen. Lest mehr über das Thema und teilt die Infos zum Lithiumabbau mit euren Politgruppen, Freund*innen und Familie.
Ihr könnt die Proteste von OPSAL sichtbar machen, indem ihr ihre Inhalte auf twitter @OPSAL_ und auf instagram @salaresandinos teilt.

Bei Sand im Getriebe haben wir einen Arbeitskreis zur Vernetzung mit OPSAL und weiteren globalen Anti-Lithium-Aktivist*innen. Wir suchen für diese Gruppe weitere Menschen, die an einem langfristigen Austausch und Unterstützung mit Aktivist*innen im Globalen Süden interessiert sind! Bitte kontaktiert uns!