Der folgende Aktionskonsens ist ein verbindlicher Rahmen aller „Sand im Getriebe“-Aktionen während der IAA 2023. Der Aktionskonsens ist Voraussetzung dafür, dass unsere Aktionen für alle Teilnehmenden transparent und gut einzuschätzen sind. Alle Menschen, die sich diesem Konsens anschließen, laden wir herzlich ein, sich an unseren Aktionen zu beteiligen.
Sand im Getriebe-Aktionen
Unser Beitrag zu BlockIAA sind offen angekündigte Aktionen zivilen Ungehorsams: In dem Zeitraum vom 5. bis 10. September 2023 werden wir uns, gemeinsam mit vielen weiteren Menschen, den Autokonzernen, die sich auf ihrer größten Bühne, der Internationale Automobilausstellung (IAA) in München, präsentieren, entgegenstellen. Durch Blockaden werden wir ein ungehorsames Zeichen gegen eine zerstörerische Industrie setzen, die sich einen grünen Anstrich gibt, aber weltweit unser Klima verheizt. Unsere Aktion richtet sich auch gegen eine untätige Politik, die einen ökologischen und nachhaltigen Umbau unserer Gesellschaft aktiv verhindert und so die Autokonzerne deckt und stützt. Wir kämpfen entschlossen für ein Gutes Leben für alle: System Change not Climate Change!
Unsere Aktion soll ein Bild der Vielfalt, Kreativität und Offenheit vermitteln. Wir bemühen uns, Barrieren abzubauen, um möglichst allen Menschen die Teilhabe zu ermöglichen. Ob protesterfahren oder nicht, alle sollen teilnehmen können.
Bitte bringt keine Nationalflaggen oder Parteisymbole mit in die Aktion.
Vorbereitung & Aktionsende
Wir achten aufeinander. Alle sollen selbstbestimmt entscheiden, wie sie in Aktion treten. Wir bereiten uns gut auf die Aktion vor, beispielsweise durch Aktionstrainings oder Legal Workshops auf dem Moblitätswendecamp. Wir unterstützen einander in der Aktion und haben die Kapazitäten von Strukturen und Einzelpersonen im Blick. Über die Aktionslänge von Blockaden entscheiden wir gemeinsam und vor Ort in enger Absprache mit den Supportstrukturen. Nach der Aktion verarbeiten wir gemeinsam das Erlebte und tragen Repressionen kollektiv.
Aktionsformen
Bei unseren Aktionen im Rahmen von BlockIAA hat für uns die Sicherheit der teilnehmenden Aktivist*innen oberste Priorität. Unsere Aktionen sehen sich in der Tradition des zivilen Ungehorsams. Wir glauben fest daran, dass wir einen Schritt weiter als gehorsame Demonstrationen gehen müssen, um die notwendigen Veränderungen hin zu einer sozial-ökologischen Gesellschaft herbeizuführen. Aus unserer Aktion heraus werden wir uns mit unseren Körpern der Autoindustrie entgegenstellen. Außerdem können wir Maßnahmen ergreifen, die über unsere Anwesenheit hinaus andauern. Mit unseren Aktionen richten wir uns gegen die Autokonzerne und ihre Greenwashing-Show IAA, nicht jedoch gegen Einzelpersonen, Arbeitende oder deren persönlichen Besitz. Wir nehmen kurzfristige Behinderungen des gesellschaftlichen Normalablaufs in Kauf.
Wir werden uns nicht von baulichen Hindernissen aufhalten lassen, Absperrungen von Polizei oder Sicherheitsdiensten werden wir durch- oder umfließen. Wir werden uns dabei ruhig und besonnen verhalten. Von uns wird keine Eskalation ausgehen.
Besonders die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass trotz großer Proteste keine Ende des zerstörerischen „Status Quo“ in Sicht ist. Unsere Aktionen überschreiten daher bewusst legale Formen des Protests; denn angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise halten wir diese Form des Widerstands für notwendig und legitim. Der Druck von unten durch mutige Menschen schaut auf eine lange Tradition zahlreicher sozialer Bewegungen weltweit zurück.
Beteiligung durch (Klein-)Gruppen
Wir sind solidarisch mit (Klein-)Gruppen außerhalb von Sand im Getriebe, die über unseren Aktionskonsens hinaus gegen die IAA protestieren, und Gruppen, die Sand im Getriebe-Blockaden über den abgesprochenen Zeitrahmen und Aktionsort hinaus mit oder ohne Hilfsmittel aufrecht erhalten wollen.
Sollten diese Gruppen Unterstützung aus dem Bündnis wünschen, entscheiden einzelne Sand-im-Getriebe- und Support-Strukturen anhand ihrer Kapazitäten und im engen Austausch mit den Gruppen, ob und wie sie diese unterstützen können.
Selbstverständnis
Wir kommen aus verschiedenen sozialen Bewegungen und politischen Spektren und sehen uns als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung. Wir kämpfen für eine soziale und ökologische Gesellschaft und stellen uns gegen Kapitalismus, Neokolonialismus und patriarchale Strukturen. Wir sind solidarisch mit allen, die Widerstand leisten, für eine klimagerechte Welt. In unseren Aktionen nehmen wir die Welt, die wir uns wünschen, ein Stück weit vorweg. Unsere Entscheidungen treffen wir basisdemokratisch und im Konsens; Hierarchien versuchen wir so weit wie möglich abzubauen. Wir wollen in unseren Kämpfen feministisch, antifaschistisch, antirassistisch, antikapitalistisch und gegen jeden Antisemitismus sein. Wir sind uns alltäglicher und struktureller Diskriminierungen untereinander und durch unsere Umwelt bewusst und setzen uns aktiv dagegen ein. Wir bemühen uns darum, denen, die Diskriminierung erfahren, Raum anzubieten und das kollektive Bewusstsein und die Aufmerksamkeit dafür zu stärken. Jeglichen homophoben, klassistischen, ableistischen, patriarchalen, nationalistischen, rassistischen, verschwörungsideologischen oder anderen reaktionären Tendenzen und Vereinnahmungsversuchen treten wir entschieden entgegen.